Wenn eine Kilowattstunde keine Kilowattstunde ist und ein Gigabyte kein Gigabyte

isotopp image Kristian Köhntopp -
July 9, 2011
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Als Utility hat man es schon schwer. Man stellt ein Produkt oder eine Dienstleistung als Schüttgut zur Verfügung und kassiert dafür Kleckerbeträge. Die Rechnungsstellung und Zahlungskontrolle ist zum Teil so teuer, daß die Kosten dafür die Einnahmen aus kleineren Rechnungen übersteigen. Das jedenfalls war einer der Gründe, warum Telefon- und Stromfirmen an der Automatisierung dieser Vorgänge interessiert waren und sich zum Beispiel mit der Entwicklung von Betriebssystemen beschäftigt haben.

Wovon jedes Utility träumt: Das Produktschüttgut differenzieren - am Besten sogar real und nicht in einer Pseudodifferenzierung, etwa Gelben Strom . Wie wäre es also, wenn eine Stromfirma Preise unterschiedlich festlegen könnte, je nachdem, was man mit dem gezogenen Strom macht. Kilowattstunden für den Betrieb von Fernsehern und Rechnern zum Beispiel könnte man teurer bepreisen als sagen wir Kilowattstunden zum Kochen oder zur Bereitung von Essen.

Irrsinn? Noch ja.

Andererseits ist es genau das, was man am Ende bekommt, wenn man sich nicht darum kümmert, die Netzneutralität zu erhalten. Dann ist eine Kilowattstunde keine Kilowattstunde mehr, sondern eine Fernseh- oder Kochkilowattstunde. Und ein Gigabyte ist kein Gigabyte mehr, sondern ein Videostreaming- oder ein Email-Gigabyte. Verkauft wird uns das als Netzneutralität mit Diensteklassen - Gigabytes erster und zweiter Klasse.

Statt also das Netz auszubauen und die Kapazitäten dem Bedarf anzupassen bekommen wir ein System, das Unterversorgung monetarisiert. Das ist ja mal eine Schlaue Idee™.

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