“Freunde” und soziale Netzwerke

Ich habe ja lange Zeit gehofft, daß die Medien als Gruppe irgendwann einmal die Kurve kriegen und es schaffen, sich vom Begriff des “friendens” und “likens” in den diversen sozialen Netzen zu lösen und auf die Funktionalität zu schauen, die sich hinter diesem Begriff versteckt. Aber auch hier scheint es sich um einen Fall zu handeln, bei dem ein alter Begriff in einem neuen Kontext verwendet wird, und bei dem die alten Bedeutungen und Konnotationen so sehr überschatten, daß das Neue keine Chance hat.
Aktuell scheitert Miriam Meckel an Facebook, und versteigt sich bei den Freunden von Jeff Jarvis über Dunbar und Montaigne zu Aristoteles. Die falsche Richtung. Guck nach vorne Miriam: Was macht ein ‘+1’ oder ein Like-Button genau?
Genau, er abonniert ein Statusabonnement - ich bekomme einen Kanal mehr, den Facebook auf meinem Wall aggregiert und unter die Meldungen meiner anderen Abos mischt. Er macht also genau das, was ein RSS ‘subscribe’ macht, und könnte genauso gut auch ‘subscribe’ heißen. Anders als ein RSS Abo ist Facebook aber symmetrisch: Ich abonniere Deine Statusupdates und Du bekommst dafür meine.
Dabei ist Facebook unglaublich schlecht und trennt zum Beispiel nicht automatisch nach Sprachen, nutzt den Social Graph nicht zur automatischen Gruppierung und bietet auch sonst nur sehr rudimentäre Filterfunktionen an. Zudem wäre es in vielen Fällen sinnvoll, tatsächlich wie bei RSS oder Twitter ein unidirektionales ‘Subscribe’ alias ‘Follow’ zu haben, denn oft will ich den Statusmeldungen einer Person folgen, ohne daß die meine irrelevanten Posts lesen müssen (Facebook hat dafür andere Seitentypen, und im Grunde ist das einer der Unterschiede zwischen ‘+1’ und ‘Like’).
Aber das zu verstehen und auseinander zu dividieren ist von einem Qualitätsjournalisten vielleicht ein wenig viel verlangt.