Google im Fadenkreuz der Politik

Einmal schreibt Susanne Gaschke in der Zeit einen weiteren Hetzartikel gegen Google und wie wir alle in den Händen dieser cthulhuiden Datenkrake landen werden. Unterdessen versteigt man sich beim Spiegel zu Vergleichen von Google mit der Stasi . Das alles konzertiert ein Ausheulen der Verlegervertreter beim Kartellamt , wobei sich die Begründung der Beschwerde recht deutlich wie ‘Wir wollen auch was von dem Geld, sonst müssen wir uns womöglich anpassen’ liest.
Frau Leutheuser-Schnarrenberger klingt dabei fast niedlich:
Mich stört dieses Vorpreschen, diese Gigantomanie, die auch bei der Google-Buchsuche durchscheint", sagte sie.
Ja, die Dame stört sich tatsächlich an Innovation und an groß angelegtem interdisziplinärem Denken.
Der aktuelle Angriff auf Google aus China und die Drohung von Google, sich aus dem Chinageschäft zurück zu ziehen paßt entsprechend auch nicht so ganz ins Konzept. Die Zeit begrüßt das zwar im Prinzip, wähnt sich aber in
der Google-Republik , wobei sie auf die ‘Bananenrepubliken’ in Mittelamerika im Griff der United Fruit Company (Chiquita) anspielt. Und so sitzt Google in der Mitte und kann es keinem Recht machen: Entweder böser Zensor, der dem Regime in die Hände spielt oder ein böser Konzern, der es wagt, politisch aktiv zu werden:
Offensichtlich betrachtet sich der Konzern als so mächtig, dass er einerseits auf den chinesischen Markt, immerhin einen der größten der Welt – verzichten kann. Und andererseits auch als stark genug, sich mit der chinesischen Regierung anzulegen. Etwas, das nicht einmal große Industrienationen wie Deutschland oder die USA ernsthaft wagen.
Das sollte aber vielleicht eher an die Adresse der Bundesregierung gehen.
Was hier abläuft, ist knallharte Klientelpolitik. Liberale Medien und FDP werfen sich die Bälle zu. Gesetze, die (außer von einigen Verlegern) von niemandem gefordert werden, sollen durch’s Parlament gejagt werden. Volksvertreter sollen zur Ausschaltung einer lästigen Konkurrenz missbraucht werden. Um diesen skandalösen Vorgang zu verstehen, muss man ein paar Monate zurückgehen.
Ein lohnender Artikel, der die o.a. Medienschau sauber erklärt und die Zeit-Kampagne gut ausleuchtet.