Bug #31876: MySQL Commit in Windows

Bug #31876 : Neulich war ich bei einem Kunden, der ein kleines Testscript hatte, das im wesentlichen 500 Mal hintereinander eine Row in eine InnoDB-Tabelle eingefügt hat, und dann ein Commit gesendet hat. Das Script war unter Linux unmöglich schnell, und unter Windows unmöglich langsam - insbesondere war es unter Windows viermal langsamer als dasselbe Script unter DB/2 und MS SQL Server. Das ist natürlich verdächtig und nicht akzeptabel.
Was macht man, wenn man ein Performance-Problem hat? Richtig, man misst nach. Hier wollten wir erst einmal sehen, was MySQL denn so mit dem Betriebssystem macht, wenn es committed. Dazu brauchen wir so etwas wie einen Systemcall-Monitor für Windows. Das gibt es zum Glück, und zwar bei der von Microsoft aufgekauften Firma Sysinternals von Mark Russinovich. Wir messen also mit FileMon und ProcMon, was genau MySQL da tut.
Mit innodb_flush_log_on_trx_commit = 1
sehen wir dann im FileMon die folgende Ausgabe:
94 14:43:22 mysqld-nt.exe:2736 WRITE C:\Programme\MySQL\MySQL Server 5.0\data\ib_logfile0 SUCCESS Offset: 2258432 Length: 1024
95 14:43:22 mysqld-nt.exe:2736 FLUSH C:\Programme\MySQL\MySQL Server 5.0\data\ib_logfile0 SUCCESS
96 14:43:22 mysqld-nt.exe:2736 WRITE C:\Programme\MySQL\MySQL Server 5.0\data\ib_logfile0 SUCCESS Offset: 2258944 Length: 512
97 14:43:22 mysqld-nt.exe:2736 FLUSH C:\Programme\MySQL\MySQL Server 5.0\data\ib_logfile0 SUCCESS
Mit anderen Worten: Für jede Transaktion ruft MySQL einmal WriteFile()
und einmal FlushFileBuffers()
auf.
Konfiguriert man auf innodb_flush_log_on_trx_commit = 2
um, bekommt man
101 14:35:55 mysqld-nt.exe:548 WRITE C:\Programme\MySQL\MySQL Server 5.0\data\ib_logfile0 SUCCESS Offset: 1638912 Length: 1024
102 14:35:55 mysqld-nt.exe:548 WRITE C:\Programme\MySQL\MySQL Server 5.0\data\ib_logfile0 SUCCESS Offset: 1639424 Length: 512
Das heißt, die WriteFile()
-Aufrufe finden weiter statt, die FlushFileBuffer()
-Aufrufe entfallen aber.
In InnoDB ist das nicht ACID, weil die WriteFile()
-Aufrufe die Daten nur vom MySQL-Prozess in den Windows Filesystem Buffer Cache kopieren, aber nicht von dort auf die Platte, und das kann man am Blinken der HDD-LED auch sehen.
Spielt man dasselbe Spiel mit einem DB/2 auf Windows, sieht man
408 15:05:10 db2syscs.exe:2020 WRITE D:\Daten\Filis\DB2log\S0007531.LOG SUCCESS Offset: 970752 Length: 4096
409 15:05:10 db2syscs.exe:2020 WRITE D:\Daten\Filis\DB2log\S0007531.LOG SUCCESS Offset: 970752 Length: 4096
DB/2 macht also auch nur WriteFile()
-Aufrufe, und behauptet, das sei ACID!
Mehr noch, am Blinken der Platten-LED kann man sehen, daß das auch wahrscheinlich der Fall ist.
Was ist also anders?
Sieht man sich die Sache mit ProcMon an, kann man sehen wie die Dateien in Windows mit dem Aufruf
CreateFile
und dwCreateDisposition = OPEN_EXISTING
geöffnet werden.
Dabei gibt man dem Aufruf außerdem noch einen Haufen dwFlagsAndAttributes
mit.
Uns sollen hier in erster Linie die Flags interessieren.
Normalerweise öffnet MySQL seine InnoDB-Daten- und Logfiles so:
Sequence: 12795
Date & Time: 25.10.2007 11:01:33
Event Class: File System
Operation: CreateFile
Result: NAME COLLISION
Path: C:\Programme\MySQL\MySQL Server 5.0\data\ib_logfile0
TID: 2688
Duration: 0.0000131
Desired Access: Generic Read/Write
Disposition: Create
Options: No Buffering, Synchronous IO Non-Alert, Non-Directory File
Attributes: n/a
ShareMode: Read
AllocationSize: 0
Das heißt, wie man in der Zeile Options
sehen kann, FILE_FLAG_NO_BUFFERING
ist angegeben.
Das ist schon mal gut, aber wie man sehen kann, sind immer noch FlushFileBuffer()
-Aufrufe notwendig.
DB/2 und MS SQL Server dagegen machen das so, daß außerdem noch FILE_FLAG_WRITE_THROUGH
angegeben wird (und ggf. auch noch FILE_FLAG_RANDOM_ACCESS
), berichtet uns ProcMon hier.
Das bedeutet:
Brächte man InnoDB dazu seine Daten- und Logfiles mit diesen Flags zu öffnen, wären die FushFileBuffers()
-Aufrufe nicht mehr notwendig (und mit innodb_flush_log_on_trx_commit = 2
wären sie auch weg).
Also patched man
===== innobase/os/os0file.c 1.121 vs edited =====
--- 1.121/innobase/os/os0file.c 2007-08-15 18:54:19 -04:00
+++ edited/innobase/os/os0file.c 2007-10-25 17:34:01 -04:00
@@ -1218,9 +1218,13 @@ try_again:
/* Do not use unbuffered i/o to log files because
value 2 denotes that we do not flush the log at every
commit, but only once per second */
+ attributes |= (FILE_FLAG_WRITE_THROUGH
+ | FILE_FLAG_RANDOM_ACCESS);
} else if (srv_win_file_flush_method == SRV_WIN_IO_UNBUFFERED) {
- attributes = attributes | FILE_FLAG_NO_BUFFERING;
+ attributes |= (FILE_FLAG_NO_BUFFERING
+ | FILE_FLAG_WRITE_THROUGH
+ | FILE_FLAG_RANDOM_ACCESS);
}
#endif
} else if (purpose == OS_FILE_NORMAL) {
@@ -1232,7 +1236,9 @@ try_again:
commit, but only once per second */
} else if (srv_win_file_flush_method == SRV_WIN_IO_UNBUFFERED) {
- attributes = attributes | FILE_FLAG_NO_BUFFERING;
+ attributes |= (FILE_FLAG_NO_BUFFERING
+ | FILE_FLAG_WRITE_THROUGH
+ | FILE_FLAG_RANDOM_ACCESS);
}
#endif
} else {
Wenn ich mich nicht sehr täusche ist innodb_flush_log_on_trx_commit = 2
jetzt ACID und sehr viel schneller als die Write/Flush-Sequenz - sechs bis siebenmal schneller.
Das Blinken meiner Platten-LED sieht auch plausibel aus.
Dasselbe Verhalten beobachten wir nun auch mit dem Binlog:
log-bin= ...
sorgt für WriteFile()
-Aufrufe ins Binlog, und mit sync_binlog = 1
kriegen wir nach jedem Write ein langsames Flush.
Besser wäre es, das CreateFile()
für das Binlog zu finden und dort ebenfalls FILE_FLAG_WRITE_THROUGH
zu machen. Damit wäre schon ein normales Binlog-Schreiben “sync” und schneller als die Write/Flush-Paare von sync_binlog = 1
.
Versucht man denselben Benchmark mit Linux, kriege ich auf meinen Testsystemen übrigens vollkommene Unsinns-Zeiten raus. Das liegt daran, weil
linux:~ # hdparm -I /dev/sda
...
Enabled Supported:
* SMART feature set
Security Mode feature set
* Power Management feature set
* Write cache
* Look-ahead
...
Der Write-Cache ist also bei dieser Platte enabled. Für so einen ACID-Commit ist das eher nicht so gut.
Mit
linux:~ # hdparm -W0 /dev/sda
/dev/sda:
setting drive write-caching to 0 (off)
ist Linux dann nicht nur genau so ACID wie Windows, sondern auch vergleichbar langsam.
Und man bekommt auch bei einem innodb_flush_method = fdatasync / O_DIRECT
plötzlich plausible Benchmark-Ergebnisse zurück.
Das nur mal an die Adresse derjenigen, die glauben, daß O_DIRECT
nichts bringt (bis letzte Woche auch ich).