Open Source und kommerzielle Software

isotopp image Kristian Köhntopp -
July 6, 2005
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In Open Source Software und Firmen habe ich versucht zu formulieren, unter welchen Gesichtspunkten es für Firmen rentabel und sinnvoll sein kann, “Intellectual Property mit Gewinn zu verschenken”:

Wenn wir Open Source schreiben, dann tun wir das in dem Bewusstsein, daß wir von vorneherein geschäftsspezifische Logik und allgemeingültigen Code getrennt halten müssen.

Allen allgemeingültigen Code entwickeln wir auf Kosten des Hauses so weit, daß er vom Projekt als unsere Contribution in die offizielle Codebasis zurück akzeptiert wird. Dadurch sind wir die Verantwortung für diesen Code los und können Weiterentwicklungen an diesem Code aus der offiziellen Codebasis ohne Änderung im Hause nutzen.

Alle geschäftsspezifische Logik entwickeln wir im Hause so weit, daß wir allgemeingültige Plugin-Schnittstellen oder andere Isolationsmechanismen in die Software einbauen oder einbauen lassen, und wir realisieren unsere geschäftsspezifische Logik dann grundsätzlich so, daß wir die offizielle Codebasis nicht patchen, sondern lediglich Plugins für sie schreiben.

So halten wir die Trennlinie zwischen offiziellem und firmeneigenem Code sauber aufrecht, und verbauen uns nicht die Möglichkeit, offiziellen Code jederzeit in die Produktion im Hause integrieren zu können. Andererseits stellen wir so sicher, daß geschäftsspezifische Logik nicht aus Versehen veröffentlicht wird.

Inzwischen kommen solche Ideen auch bei Beraterfirmen wie Gartner an. Unter der irreführenden Überschrift Open Source - eine Bedrohung für Software-Entwickler? findet sich trotz des falschen Titels sinnvoller Content:

Viele große Software-Hersteller würden ihr gesamtes Software-Portfolio prüfen, um festzustellen, welche Produkte von strategischer Bedeutung sind, um andere Produkte oder solche, mit denen kein Geld verdient wird, als Open Source freizugeben, so Hayward laut ZDNet Australia.

Letztendlich zwinge die Open-Source-Bewegung Software-Hersteller, über die Art und Weise nachzudenken, wie diese ihre Produkte verkaufen. Eine große Zukunft für das Geschäft mit Software-Lizenzen sieht Hayward dabei nicht. Vielmehr werde Software zunehmend kostenlos als Open Source angeboten oder nach ihrer Nutzung abgerechnet, wobei die Umsätze mit Dienstleistungen rund um Software zunehmend an Gewicht gewinnen werden.

Firmen und ihre Beraterfirmen kapieren langsam, was Open Source tatsächlich macht: Kosten für Infrastrukturentwicklung sozialisieren und unter allen Marktbegleitern aufteilen. Dadurch wird es am Open Source Prozess teilnehmenden und fair spielenden Firmen möglich, kooperative Vorteile zu nutzen und sich auf den Teil des Geschäftes zu konzentrieren, mit dem sie sich zurzeit vom Restmarkt differenzieren.

Diesen Teil der Software werden Firmen in der Regel (zunächst) proprietär halten und mithilfe von Plugin-Schnittstellen auf die Infrastruktur drauf setzen - wenn es nicht sowieso Daten oder Dienstleistungen sind, mit denen die Differenzierung erfolgt.

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