Re Open Source Software und Firmen

isotopp image Kristian Köhntopp -
December 15, 2004
a featured image

Ein Gastblogeintrag von Matthew Langham als Antwort auf Open Source und Firmen , den er mir per Mail gesendet hat und den ich auf Nachfrage als Gastblogeintrag veröffentlichen darf:

Ein sehr interessanter Beitrag auf Deinem Weblog. Leider ist mein Kommentar zu lang - daher als E-Mail. Ich hätte das auch noch auf meinem Weblog gepostet - aber da ich dort auf Englisch schreibe….

Grundsätzlich würde ich diesen Ausführungen zustimmen. Auch wenn Unternehmen auf Open Source zurückgreifen, um ihre eigenen Lösungen zu erstellen, so haben auch wir häufig festgestellt, daß die Unternehmen dann lieber die Probleme im eigenen Haus beheben als z.B. in die Liste zu fragen, ob das Problem bekannt ist. Dies führt in der Tat dazu, daß hauseigene Forks entstehen, die dann nur mit sehr viel Aufwand auf neuere Versionen des Open-Source-Projekts migriert werden können.

Man muss die Unternehmen in dieser Hinsicht “erziehen”.

Oft wissen sie gar nicht, wie man Fehlerbehebungen an die Community zurückgeben kann. Oft haben sie einfach Angst davor, Fragen in die Liste zu posten. Diese Unternehmen müssen erstmal lernen, daß in einem Open-Source-Projekt die eigentliche Software fast unwichtig ist. Sich an die Community zu beteiligen und davon zu profitieren stellt weit höhere Anforderungen an ein Unternehmen als das bloße herunterladen von Software.

Auf der JAX-Konferenz habe ich 2x eine Session “Open Source für Manager - Don’t Panic” gehalten. Dort versuche ich eben diese Punkte insbesondere den Entscheidungsträgern beizubringen.

Nur wer als Unternehmen bereit ist, in gewisser Weise die Offenheit solcher Communities an sich heranzulassen, wird wirklich davon profitieren. Wir arbeiten teilweise mit Unternehmen zusammen, die seit mehreren Jahren Open Source einsetzen, aber noch nicht in der Lage sind z.B. mit ihren eigenen E-Mail-Adressen in die Liste zu posten.

Aber auch in die andere Richtung gibt es Hemmnisse, die es zu überwinden gilt. Viele Communities tun sich schwer “Neulinge” aufzunehmen. Eine Open Source Community hat immer eine gewisse Struktur und “Befehlskette”. Es gibt Personen, die dort viel zu sagen haben und welche die eher weniger zu sagen haben. In der Community herrscht immer ein gewisser “Ton”. Diese Eigenschaften muss man kennen, wenn man als Mitglied der Community anerkannt werden will.

Vor 5 Jahren (als wir mit diesen Themen anfingen) wurden wir als kommerzielles Unternehmen in den entsprechenden Open-Source-Projekten überhaupt nicht akzeptiert. Erst als wir gezeigt haben, dass wir auch im Sinne der Community handeln wollen (und ja - dies bedeutet Mitarbeiter zu einem gewissen Anteil zu bezahlen damit sie nicht für die Firma direkt etwas erstellen, sondern vielleicht etwas voranbringen, was die Community benötigt) wurden auch wir akzeptiert. Und das kann schon mal Monate dauern.

Ich könnte noch mehr dazu schreiben (ist ein sehr interessantes Thema) - höre hier aber lieber auf.

Freundliche Grüße / With kind regards Matthew

Share