Fertig gelesen: Rumo oder Die Wunder im Dunkeln

Rumo ist ein kleiner Wolpertingerwelpe, der auf einem idyllischen Fhernhachenbauernhof auf Walter Moers Kontinent Zamonien aufwächst. Und wer immer noch geglaubt hat, daß Walter Moers’ Bücher Kinderbücher seien, der wird schon auf den ersten paar Seiten eines Besseren belehrt.
Rumo wird, wie die Fernhachenbauern und alle anderen Lebewesen auf dem Bauernhof, von den bösen Teufelszyklopen verschleppt, die ihre Opfer lebendig verspeisen. Und während um ihn herum einer seiner Freunde nach dem Anderen von den Zyklopen gefressen werden, wächst Rumo zu so einer Art zamonischem Bruce Lee heran - wortkarg, blitzschnell im Kampf, und sich einmal blutig durch die Fauna und Flora Zamoniens prügelnd.
Danach wird die Geschichte grausam.
Rumo, der inzwischen in Wolperting, der Heimatstadt aller Wolpertinger ein Zuhause gefunden hat, und gerade anfängt, sich ein Leben aufzubauen, kehrt zurück, um die Stadt von allen Lebewesen verlassen vorzufinden. Seine Freundin, seine Freunde und alle anderen, die er kennt, sind von dem wahnsinnigen Herrscher von Hel in die Untenwelt verschleppt worden.
Während sich Rumo auf den Weg in das dunkelste und tiefste Kellergeschoss von Zamonien erprügelt, unterstreicht Moers die Dringlichkeit einer Rettung, indem er das Schicksal der Freunde von Rumo im Detail schildert…
Dieses Buch erzählt von der dunklen Seite Zamoniens. Es ist die dunkle Seite, die aus der disneyfizierten Fassung zeitgenössischer grimmscher Märchenbücher klinisch sauber herauseditiert ist - keine Menschen backende Hexen, kinderfressenden Wölfe und glühende, dornenbestückte Schuhe mehr für heutige Kinder? Es ist die dunkle Seite des Märchens, die die Märchenerzähler zuletzt in Ottfried Preußlers " Krabat " besucht haben.
Nachdem Moers in “Ensel und Krete” schon gezeigt hat, daß er aus Grimms Märchen direkt in einen LSD-Albtraumrausch abbiegen kann, stattet er in “Rumo” dieser älteren, finstereren Seite des Märchens einen ausgiebigen Besuch ab - eine Welt, in der Bären keine farbigen Plüschpelze haben, sondern Zähne.
Wenn man das weiß, und “Rumo” nicht für “Die zweiten 13/2 Leben des Käpt’n Blaubär” hält, ist es ein tolles Buch.