Lu Ser

Der junge Mönch Lu Ser wanderte viele Jahre durch die Netscape auf der Suche nach dem Sinn des Netzes, denn dieses war kryptisch und schwer zu benutzen und Lu Ser war nicht nur ein absoluter Newbie, sondern auch ein bisschen dumm. Eines Tages traf er in der Nähe eines WWW-Servers in Redmond auf den weisen Yoshi und fragte: “Hat de.talk.bizarre Billinatur?”.
Über das Gesicht von Yoshi ging ein Strahlen. Er führte Lu Ser sogleich in sein soeben eingerichtetes Online-Merchandizing-Center, denn auch weise alte Mönche leben nicht von Luft und Koans allein und fing an, die dort zur Schau gestellten Produkte zu preisen: “Sieh hier, da haben wir eine hölzerne 42 zum an die Wand haengen!” Lu Ser rief erstaunt: “EINE 42!?!?!”, doch Yoshi unterbrach ihn: “Pscht! Nicht so laut!” Lu Ser setzte erneut an: “Ich meine: Eine 42?” Yoshi nahm sie von der Wand: “Genauuuuu! Und für nur 10 Pfennig ist sie Dein!”.
Die beiden streiften weiter durch die unendlichen Weiten der Pages von Yoshi’s Center: “Hier haben wir weitere Fan-Artikel für de.talk.bizarre: Ein portables Erdloch, ein absolutes Muss für jeden Neueinsteiger. Und auf Parties immer wieder für kleine Scherze gut. Außerdem ist es ausbaufähig: Wir haben dazu passend nur wenig gebrauchte U-Boote, entweder in Gelb oder komplett Atomreaktor mit Kapitän Nemo, Nadia und dem bösen Gargoyle.” Lu Ser gingen die Augen über ob dieser Schätze.
Doch Yoshi hatte noch weitere Knaller: Eine Stadt, die es auf der Erde schon lange nicht mehr gab in einer Flasche. Auf dem Etikett stand nicht etwa “Argo City” (denn Yoshi hatte kein grünes Gesicht und keine roten Knöpfe anstelle einer Frisur), sondern das ominöse Wort “Bielefeld”.
Lu Ser jedoch sagte: “Ich hätte gerne etwas Anspruchsvolleres. Und nützlich muss es sein.” “Tja”, sagte Yoshi, “dann kommt für Dich nur dies hier in Frage.” und griff in eine der Schubladen hinter der Theke seines Webshops.
Von dort zog er eine glitzernde Silberscheibe hervor, schön wie der Mond am Winterhimmel, verführerisch wie ein Brilliant am Hals einer schönen Frau. “Dies”, sprach der gewitzte Yoshi zu dem überwältigten Lu Ser, “dies ist die Krönung menschlicher Programmierkunst, dies ist ein Stück Himmel auf Erden. Denn dies ist der Organizer von AOL.” Da war Lu Ser begeistert und rief aus “ADD ME!”.
Yoshi aber gab das asketische Mönchsdasein auf, benannte sich in “Porno-Plön” um und richtete sich einen kleinen Laden am Rande der Datenautobahn ein, in dem er fortan Schweinebilder an vorüberziehende AOLer verkaufte.